Montag, 30. August 2010

Zurück: Sinistra Po

Das Tollhaus in Tolle hat sich über Nacht geleert. Wir sind die einzigen Gäste beim Frühstück. Es gibt kein frisches Brot. Nur, wie an allen anderen Tagen auch, hygienisch abgepacktes Zwieback oder Cornflakes. Die Kinder in Emilia-Romagna gehen heute wieder zur Schule. Im Veneto erst in einer Woche. Und in der Lombardei Mitte des Monats.
Wir bewegen uns in einem föderalistischen Land. Das wird mir (Schweizerin) erst auf der Rückfahrt klar. Der Po - auf unserer heutigen Tagesetappe - war immer auch eine Grenze. Zum verhassten Venetien im Norden. Zum unterlegenen Emilia-Romagna im Süden. Kein Wunder also, dass niemand in Italien (erst in Mailand erfahre ich, dass es keine nationale Tourismusbehörde gibt, um Touristen kümmern sich die Regionen selbst, aber verständlicherweise nur bis an ihre eigenen Verwaltungsgrenzen) auf die Idee kommt, Fahrradfahrern Tipps zu geben, wo Destra Po besser, einfacher, sicherer zu befahren ist und wo Sinistra Po. Die EU hat die Radwege zu beiden Seiten des Flusses finanziert.

Wir bewegen uns einem Fluss entlang. Wir können nur auf Brücken von einer Seite auf die andere wechseln. Brücken werden nicht für Ausflügler gebaut, sondern für den Schwerverkehr. Nicht gebaut werden Brücken meist aus politischen Gründen. Auch das wird mir erst auf der Rückfahrt klar.

Mein persönlicher Reiseleiter und Kartenleser erspart mir einen zweiten Horrortrip über die Brücke in Mesola. Wir überqueren hinter Porto Tolle den sanften Po di Gnocca und wechseln bei der Big River Ranch auf Sinistra Po. Wunderbare Strecke über Riva bis Ariano nel Polesine, wo wir auf der alten, nur für Fußgänger und Fahrräder zugänglichen Brücke unbeschadet nach Ariano Ferrarese kommen. Sprich: von der Provinz Rovigo in die Provinz Ferrara. Oder von der Region Venetien in die Region Emilia-Romagna.

Das Zurückfahren erweitert den Horizont und die Beweglichkeit. Wir lernen, links von rechts zu unterscheiden.

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