Donnerstag, 19. August 2010

Küstenwälder

Wie gesagt: zögen wir mit unserem ganzen Hab und Gut sowie unserer einmaligen Landschaft in die Tropen - oder: wanderten die Tropen zu uns in den Norden Schleswig Holsteins, dann würden an unserer Wattenmeerküste Wälder wachsen. Mangrovenwälder.

Mangrovenwälder gedeihen am besten im Salzwasser der tropischen und subtropischen Gezeitenzonen rund um den Äquator. Sie bestehen aus Bäumen, Palmen und Büschen und gehören zu den produktivsten und biologisch wichtigsten Ökosystemen der Welt. Sie passen sich extremsten Umweltbedingungen an und ertragen sowohl hohen Salzgehalt wie auch sengende Hitze. Die Mangroven verankern sich mit ihren Wurzeln fest im Boden. Mit diesem starken Geflecht schützen sie die Küstengebiete vor Tsunami-Wellen, Erosion und Stürmen. Laut einer Studie sind in Orten mit einem breiteren Mangrovengürtel nach Tropenstürmen bedeutend weniger Tote zu beklagen als in jenen mit einem schmaleren Mangrovenstreifen oder gar keinen dieser Pflanzen. An der Ostküste Indiens sterben nach der statistischen Analyse in Dörfern ohne Mangrovenschutz bis zu zehn Menschen je Dorf. Bei einem Kilometer Mangrovengürtel sind es rund 4 Tote, bei drei Kilometern nur noch einer.
Zugleich sind Mangroven bedeutende "Kinderstuben" für viele Meerestiere. Die flachen Wälder filtern das Wasser, bieten Fischen Laichplätze und Fischlarven Schutz.

Im Weltatlas der Mangroven ist nachzulesen, dass seit 1980 etwa ein Fünftel der Mangroven vernichtet wurden - durch Stürme, Abholzung oder aufgrund des Klimawandels. Neue Satellitenbilder zeigen nun, dass die Mangrovenwälder der Welt rund zwölf Prozent kleiner sind als bisher geschätzt. Die Weltnaturschutzunion IUCN berichtet, 11 der 70 Mangrovenarten seien vom Aussterben bedroht. Einige Arten könnten bereits innerhalb der nächsten Dekade verschwinden, wenn keine Schutzmaßnahmen durchgesetzt werden. Die beiden am stärksten bedrohten Arten sind "Sonneratia griffithii" und "Bruguiera hainesii". Der Verlust der Mangroven könnte "verheerende" Folgen haben, warnen die Wissenschaftler von IUCN.

Aber vielleicht wandern die Mangroven bereits. Zu uns. In den Norden. Ans Wattenmeer.

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