Sonntag, 3. Januar 2010

Kalenderreform

Von seiner letzten Asienreise brachte mir W. einen Wandkalender für das Jahr 2010 mit.

Früher hatten diese Mitbringselkalender immer ein purpurrotes Deckblatt mit einem goldenen Glückszeichen. Und die Monatstafeln bestanden aus unleserlichen Zeichen. Es war deshalb des Sinologen Aufgabe, jahre-, ja jahrzehntelang, zum Monatsersten den Monatsletzten abzureißen und wegzuwerfen.

Nun wird alles anders. Im Freundschaftskaufhaus des Lufthansa-Kempinski-Centers in Beijing am 3. Nördlichen Ring erstand mein angeheirateter Nachhaltigkeitsspezialist einen Recycling-Kalender. Die zwölf Monate sind auf eine Art "Flugzeugstoff" (= feuer- und frostresistente Synthetik) gedruckt, jeweils zwei Monatsblätter sind am unteren Ende sowie zu beiden seitlichen Seiten unzertrennlich miteinander verbunden. Eine Stoffschlaufe bindet sie oben an einen Kartonbalken. In die Rückseite des Kalenders sind 14 weitere Stoffschlaufen eingefädelt. Ich muss zu jedem Monatsersten etwas aus-, um- und wieder einstöpseln und -fädeln. Ein Zeit- und Fingerspitzengefühl raubender Kalender! Und obendrauf alles chinesisch. Deshalb nahm ich mich erst heute der Sache an. Das Deckblatt (ein Doppelblatt, an drei Seiten verbunden, vorne und hinten bedruckt mit den Symbolen der zwölf Tierkreiszeichen sowie fälschungssicheren, für mich dennoch unentzifferbaren Schriftzeichen) muss abgenommen werden, damit der Januar sich zeigt. Der tiefere Sinn erschließt sich sofort der fertigen Hand: sind Deckblatt und zwei Stoffschlaufen erst einmal ausgefädelt und richtig zusammengefädelt, hat frau einen unkaputtbaren 2010-Einkaufsbeutel in der Hand!

Am ersten März werde ich ihn dennoch dem Müll übergeben. Dann kommt der Januar/Februar-Beutel für zwei Monate an meiner Hand in die Meldorfer Supermärkte. Und am ... der März/April-Beutel ... und ...

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