Donnerstag, 24. September 2009

Zwillingseier

Mein Koch ist verreist und ich verpflege mich zähneknirschend selbst. Bevor ich in den Zug nach Hamburg steige, brate ich mir Kartoffeln aus eigener Ernte und schlage zwei Eier darüber. Strohwitwenküche, denke ich trübsinnig. Draußen fällt leichter Regen. Und drinnen fallen aus einem Ei zwei Eigelb in die Pfanne. Ich bin überrascht und überlege einen Moment, ob ich noch ein zweites Ei brauche oder ob bereits zwei Eier über meinen Kartoffeln liegen. Ich habe einen langen Nachmittag außer Haus vor mir, also schlage ich auch das zweite Ei auf. Wieder fallen zwei Eigelb in die Pfanne. Einen kurzen Augenblick zweifle ich an meinem Verstand. Dann an meiner Sehkraft. An meinem mathematischen Gedächtnis. Und schließlich an meinem Sprachgefühl. Ich hole den Duden in die Küche, verfalle ins Grübeln und verpasse fast meinen Zug ob dieses unalltäglichen Plurals. Habe ich zwei oder vier Eier auf meinem grünen Teller? Verspeise ich zu meinem einsamen Mittagessen nun vier Eigelb, vier Eigelbe oder gar vier Eigelbs?

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